Die deutsche Immobilienwirtschaft wird als Bestandteil der Finanzbranche in immer stärkerem Maße auch von internationalen Investoren beeinflusst. Aus diesem Grund treten auch internationale Standards in der Immobilienbewertung sowie international übliche Finanzierungsinstrumente immer stärker in den Vordergrund. Dies war Anlass für die Mitglieder und Fördermitglieder des immpresseclub e.V., der Arbeitsgemeinschaft europäischer Immobilienwirtschaftsjournalisten, sowie Kolleginnen und Kollegen der Baufachpresse, sich mit den Auswirkungen der internationalen Standards und Gepflogenheiten auf die deutsche Immobilienwirtschaft zu befassen. Zu diesem Zweck trafen sich die Journalisten am 3. August 2006 im Berliner Hotel Adlon Kempinski am Berliner Platz auf einem Weiterbildungsseminar. Bereits im Vorjahr hatten Themen des internationalen Einflusses auf den Immobiliensektor auf dem Programm des immpresseclubs gestanden: Man hatte sich über die „Übernahme deutscher Immobilienbestände durch Opportunity Funds“ sowie die „Einführung von REITs in Deutschland“ informiert.
Diesmal ging es in Berlin um die Immobilienbewertung bei der internationalen Konzernrechnungslegung und die IFRS (International Financial Reporting Standards), die künftig auch in der EU angewendet werden. Hierzu vermittelte der Experte in Sachen Immobilienbewertung, Dipl. Kfm. Dietmar Schröder von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG aus Frankfurt, den Journalisten interessante Kenntnisse und Rüstzeug, um Bilanzen nach den neuen Standards lesen und interpretieren zu können. Ziel der Internationalisierung der Bilanzierung sei die Transparenz in der Kapitalmarktkommunikation der Asset-Klasse Real Estate zu verbessern. Allerdings bleibt auch nach neuen Rechnungslegungsstandards – vor allem in der Umstellungsphase – erheblicher Spielraum für die Bewertung. Dennoch, so Schröder, „schafft die marktorientierte Bilanzierung nach IFRS-Standards durch den Fair-Value-Ansatz bei der Immobilienbewertung eine höhere Transparenz“, die letztendlich dem Markt nutze.
Im zweiten Teil des Workshops erklärte Professor Dipl. Kfm. Volker Hardegen, langjähriger Generalbevollmächtigter der Aareal Bank AG und heutiger Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Umwelt und Wirtschaft, Nürtingen-Geislingen, in einem sehr anschaulichen Vortrag die Verbriefung (Securitization) als Instrument der Optimierung von Kredit- und Immobilienportfolios. Dieses im angelsächsischen Raum lange übliche Verfahren wird in den letzten Jahren in zunehmendem Umfang auch von deutschen Immobilienfinanzierern genutzt. Volker Hardegen machte deutlich, dass Immobilienbranche und Finanzindustrie mit der Verlagerung der Kreditrisiken von der Bank auf den Markt immer stärker zusammenwachse. Professor Hardegen zeigte anhand eines konkreten Beispiels aus dem Bankenalltag, wie eine Verbriefung in der Praxis abläuft.
Wie bei allen Veranstaltungen des immpresseclubs hatten schließlich die Fördermitglieder die Gelegenheit, die Journalisten über ihre Aktivitäten und News aus ihren Unternehmen zu informieren: Pressesprecherin Bea Steindor vom Essener Immobilien-Investor und –Projektentwickler Kölbl Kruse GmbH, informierte über aktuelle Investionsprojekte ihres Unternehmens für Gewerbeimmobilien in Essen, Duisburg und Köln. Rainer Seelheim, Geschäftsführer der Blue Capital GmbH, Hamburg, berichtete über die Entwicklung einzelner geschlossener Immobilienfonds des Hauses und gab eine Einschätzung der Marktsituation sowie einen Ausblick auf die künftige Entwicklung der Immobilienbranche im Inland und auch auf den für Immobilieninvestments interessanten internationalen Märkten. Nach der Seminarveranstaltung des immpresseclub e.V. fand zum Abschluss des Treffens im Berliner Restaurant TUCHOLSKY ein gemeinsames Abendessen statt, bei dem auch über künftige Ziele und Arbeit des immpresseclubs diskutiert wurde.
Thomas Döbel