Die Wintertagung des immpresseclub stand ganz im Zeichen der Digitalisierung. Neben ista CEO Thomas Zinnöcker, Oliver Prinz, Project Director M+A, ECE Projektmanagement, stand vor allem der Vortrag von GdW Präsident Axel Gedaschko im Fokus, der über die aktuelle politische Situation und die Auswirkungen auf die Wohnimmobilienmärkte referierte. Dabei appellierte er vor allem an ein „Ende des Schwadronierens über smart cities.“
Während es sich auf früheren Veranstaltungen in der Immobilienbranche vor allem um das Thema „Nachhaltigkeit“ drehte, ging es diesmal um die „Digitalisierung“. Mit dem ersten Vortrag schuf Axel Gedaschko, Präsident des GdW, bereits den angemessenen Aufmerksamkeitseffekt, vor fast 45 Kollegen der mehr als nur repräsentativ vertretenen Immobilien- und AIF-JournalistenSzene. Gedaschko appellierte sowohl an die Politik als auch an die Wirtschaft, das Thema Digitalisierung größer zu denken als nur smart home oder smart cities. Smart country sollte stattdessen in den Fokus der Überlegungen treten, denn abseits der Großstädte bestehe vor allem in ländlichen Regionen erheblicher Bedarf an aktiver Stadtplanung und hier fehlt der flächendeckende Breitbandausbau. Beim Thema „Jamaika“ zeigte sich Gedaschko enttäuscht. – Er fordert ein eigenständiges Bauministerium. Aufgaben rund um das Bauen und Wohnen müssten zusammengedacht werden können.
Gedämpfte Euphorie für das Thema Digitalisierung verbreitete Ex-GSW Chef und heutiger CEO von ista, Thomas Zinnöcker. Digitalisierung bedeute vor allem, dass die Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten. Gemeint hat Zinnöcker damit, dass die Digitalisierung von Daten für deren Weiterverarbeitung überhaupt erstmal angegangen werden müssten. Zinnöcker mahnte an, dass die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten der Digitalisierung heute viel besser verzahnt werden müssten. Der echte Nutzen der Digitalisierung müsse viel mehr hinterfragt werden. Schließlich sei Digitalisierung kein Selbstzweck. Es müsse immer hinterfragt werden, ob der Mieter das Digitalisierungsangebot brauche, es bezahlen könne und ob es für den Vermieter Sinn mache. Der Vorsitzende des immpresseclub, Werner Rohmert, merkte an, dass gerade die Klientel einfachen Wohnraums über sehr viel freie Zeit verfüge und monetär eher knapp sei. Axel Gedaschko sprach von einem durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen von 1.000 Euro. Vor diesem Hintergrund warnte auch Rohmert davor, etwaigen Effizienzeffekten von Smart Home Lösungen im unterem und mittleren Bereich des Geschosswohnungsbaus zu viel Bedeutung zuzumessen.
Eine andere Sichtweise auf das Thema versuchte Oliver Prinz von der ECE darzulegen. Die ECE, die sich derzeit im Spannungsfeld von angespannten Einzelhandelsmärkten und wachsendem Onlinemarkt befindet, versucht mit einer Vielzahl von digitalen Lösungen, das stationäre Shopping Center zum einen attraktiver zu machen und zum anderen die Online mit der Offline Welt noch besser zu verzahnen. So arbeitet die ECE derzeit an Möglichkeiten, das Shoppen von zu Hause mit dem Einkauf vor Ort in der Weise zu verbinden, dass die Ware zu Hause ausgesucht wird und direkt im nächsten Shop, der die Waren zur Verfügung stellen kann, abgeholt wird. Nachteil dabei, der mittelständische Einzelhandel bleibt dabei völlig auf der Strecke. Klar ist, unsere Städte werden sich nachhaltig verändern. Das betrifft sicher nicht die Top-Einkaufsstraßen der Republik. Allerdings wird der Einzelhandel in den kleineren und mittleren Städten zunehmend zu kämpfen haben. Der Moderator wies darauf hin, dass der Einzelhandel zwar das Belieferungsmonopol verloren habe, aber über Erlebnis- und Service-Aspekte neue Attraktivität schaffe. Zwischen der Amazonisierung des Einzelhandels, die nicht aufzuhalten sei, und der betriebswirtschaftlichen Überlegenheit der großen Center-Betreiber in allen Erfolgsfaktoren werde der traditionelle, mittelständische Einzelhandel immer geringere Chancen haben.
Eine, im wahrsten Sinne des Wortes, andere Brille auf die digitale Welt setzte Dr. Thies Pfeiffer, Geschäftsführer Raumtänzer GmbH. Der Forscher von der Universität Bielefeld untersucht die Möglichkeiten der virtuellen Welt für unser zukünftiges Leben. Dabei ist die Bandbreite von nützlichen Szenarien wie der virtuellen Einrichtung der Wohnung à la „passt mein Sofa in die neue Wohnung“ bis hin zu, meiner Meinung nach etwas schaurigen Themen wie dem Treffen mit Freunden mittels Avatar nur noch in der virtuellen Welt.
Den Abschluss machte wie im letzten Jahr wieder ein Themenblock mit jungen Start ups. Vom digitalen Wohnungsschlüssel bis hin zu einer Immobilienvermarktungs-Plattform für chinesische Investoren war auch hier die Themenvielfalt groß.
Wie immer standen auf der Wintertagung auch die Neuwahlen zum Vorstand des Verbands an. So wurde als Vorsitzender Werner Rohmert („Der Immobilienbrief“, „Der Platow Brief“) bestätigt, und Michael Psotta (FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung) sowie Frank Peter Unterreiner (Immobilienbrief Stuttgart) als Stellvertreter wiedergewählt. Auch Kassenprüfer, Robert Scholl, und Kassenwart, Nikolaus von Raggamby, wurden im Amt bestätigt. Daneben war man sich einig, dass der Verband zukünftig seine gewichtige Stimme am Markt stärker zur Geltung bringen will. Dazu wurde beschlossen, einen Arbeitskreis einzurichten, der im nächsten Jahr seine Arbeit aufnehmen wird. [Text: André Eberhard, Fotos: Marion Götza]