Schneegestöber und durchdringende Kälte in Berlin bildeten im Einklang mit dem Finanzmarkt- und Medienpersonal-Klima den Rahmen für die Tagung des immpresseclub e. V., der Arbeitsgemeinschaft (inoffizieller Verband) der deutschen Immobilienjournalisten. 60 Teilnehmer, die nahezu alle relevanten Fachmedien und Tageszeitungen der Immobilienjournalisten repräsentierten, und einige geladene Gäste diskutierten über aktuelle Themen.
Mit Andreas Pohl, Vorstand der Deutschen Hypo, Hannover, stellte sich – in dieser Zeit eher selten – auch ein Bankvorstand den Fragen des immpresseclub-Vorsitzenden Werner Rohmert. Pohl sieht die aktuelle Krise nicht allein als zyklische Schwankung, sondern als Störung des Systems und erwartet eine darüber hinausgehende langfristige Bedeutung der Verwerfungen. Aktuell sei das Funding, also die Bildung von Konsortien für die Refinanzierung von Großprojekten – in Deutschland weitgehend zum Erliegen gekommen. Das schließe selektives Neugeschäft allerdings nicht aus. Im Gewerbe- und Bauträgerbereich sei aber eine Finanzierung derzeit nicht einfach. Ein solides Geschäftskonzept und langjährige Bank-Beziehungen seien eine gute Verhandlungsbasis. Die Ausgliederung des Immobilienfinanzierungsbereichs der Nord/LB in die Deutsche Hypo sei Ausdruck für eine steigende Bedeutung des Immobiliengeschäftes im Konzern der Nord/LB.
Den Hinweis des Interviewers, aus Praxisgesprächen erfahre man allgemein, dass Neugeschäftsanfragen das Benzingeld nicht wert seien, Prolongationen mit Erhöhung von Sicherheiten und Konditionen verknüpft würden und gerade gute Kunden eine kräftige Erhöhung der „Risikomargen“ hinnehmen müssten, weil sie ja doch keine Chance eines Bankenwechsels hätten, ließ Pohl für sein Haus – vielleicht auch im Gegensatz zu manchen großen Häusern – auf Grund der engen persönlichen Kundenbindung und langfristiger Ausrichtung nicht gelten.
Die Tagung machte deutlich, dass derzeit wohl niemand weiß, wo der Weg nächstes Jahr hinführt. Rezession, Umsatzeinbußen und Angst um den eigenen Arbeitsplatz werden wohl das nächste Jahr bestimmen. So verpuffte fast schon das Plädoyer von DEGI-Researcher Thomas Beyerle für Green Buildings. Die Energiepreise sind wieder unten. Die Branche hat andere Probleme. Dennoch ist aber sicher, dass das Thema für die Zukunft der Branche von Bedeutung ist. Es stellt sich aus Sicht des immpresseclub-Vorsitzenden Werner Rohmert aber die Frage, inwieweit bei der „Green Building“-Diskussion nicht Marketingaspekte überwiegen. Der Neubau erfüllt in Deutschland nach bestehenden Regelungen sowieso Vorgaben, die international für erstklassige Beurteilungen ausreichten. Die Probleme liegen auch vielmehr im Bestand. Auch Buddy Roes, Country Manager ING Real Estate, der die Einzelhandelsimmobilie als wichtiges Immobilien-Investment der Zukunft ansieht, hörte sich im Vorgespräch zur Jahresmitte noch deutlich optimistischer an. Wichtiger Vorteil der Einzelhandelsimmobilie ist der eingebaute Inflationsschutz über die Umsatzabhängigkeit der Mieten. Der Vortrag von Rechtsanwalt Stephan Gautier über Urheberrecht stieß im aktuellen Umfeld erheblicher Journalistenfreisetzungen auf besonderes Interesse bei den Journalisten-Kollegen.
Beim Mitglieder-Treffen erfolgte die Wahl des Vorstands des immpresseclub e.V.: Werner Rohmert wurde als Vorstandsvorsitzender wiedergewählt. Stellvertreter: Peter Horn und Frank-Peter Unterreiner, Schatzmeister Rolf Ludwig Schön, Kassenprüfer Robert Scholl. Das nächste Club-Treffen findet am 18. Juni 2009 voraussichtlich in Hamburg statt. Autor: André Eberhard, Chefredakteur „Der Immobilienbrief“